A wie Altersunterschied. Ein großer Altersunterschied ist von außerordentlicher Bedeutung und kann ein eindeutiger Hinweis auf Golddigging sein. Der Golddigger (m/w/d) sollte wesentlich jünger sein, während für Sugardaddy oder Sugarmama gilt: je älter und gebrechlicher, umso besser.

Berühmtestes Beispiel: Anna Nicole Smith, damals sechsundzwanzig, heiratete 1994 den neunundachtzigjährigen Milliardär J. Howard Marshall II – ein Altersunterschied von stolzen dreiundsechzig Jahren. Er starb vierzehn Monate später wenig überraschend. Sie erbte dennoch »nur« achtundachtzig Millionen Dollar und das nach jahrelangem Rechtsstreit. Ein jüngstes Beispiel allerfeinsten Diggings: die letzte Frau Lugner, »Mörtels« sechste. Der Wiener Baulöwe war einundneunzig, Simone Reiländer (»Bienchen«), zweiundvierzig, als sie im Juni 2024 heirateten. Er starb zehn Wochen später. Altersunterschied: neunundvierzig Jahre. Bienchen ist im Testament. (Siehe auch → Ehe). Alles richtig gemacht!


B wie Begriff. Den Begriff »Gold Digger« (eine Person, die mit jemand anderem wegen seines Reichtums eine romantische Beziehung sucht) wurde erstmals 1911 in Rex Beachs Buch »The Ne’er-Do-Well« verwendet. Der Begriff gelangte um 1915 in den allgemeinen Sprachgebrauch, nachdem eine US-Zeitung ihn gebrauchte, um das Leben der ersten und weltberühmten Golddiggerin → Hopkins Joyce, Peggy zu beschreiben.

Wörterbuchdefinitionen weisen auf eine eindeutig geschlechtsspezifische Konnotation hin – das Wort wird fast immer für eine gierige Frau verwendet, die einen reichen Mann aus finanziellen Gründen heiratet, siehe auch → Gender Gap


C wie Charity-Lady. Beim ersten Treffen von Anna Nicole Smith und J. Howard Marshall II musste sie nach ein paar Stunden los, zur Arbeit. Der Ölmilliardär wollte das nicht: »Schätzchen, du wirst nie mehr arbeiten müssen.« Richtig! Aber irgendwas muss man ja tun außer dekorieren und unterhalten. Da bietet sich an: Charity. Erfolgreiche, lange verheiratete Golddigger werden in der Knallpresse häufig »Charity-Lady« genannt, als wäre es eine Berufsbezeichnung. Charity-Galas sind übrigens ein zu empfehlendes → Jagdrevier für angehende Golddigger.


D wie Diamanten. »Diamonds are a girl’s best friend«, hauchte → Lorelei Lee so überzeugend wie zeitlos und Mae West sagte: »Kein Golddigging für mich … Ich nehme Diamanten.« Viel besser als Gold und die ultimative Währung!


E wie Ehe. Das ultimative Ziel eines Golddiggers ist die Ehe, denn nur diese garantiert im Falle eines Auseinanderlebens einen Lebensstandard, an den man sich gewöhnt hat, sprich Abfindung, und siehe auch → Unterhalt). Man braucht die Unterschrift sozusagen, sonst auch schwierig mit dem Platz im Testament.

Zur Verdeutlichung ein zeitloser Dialog aus »Wie angle ich mir einen Millionär?« zwischen Schatze Page (dargestellt von Lauren Bacall) und Loco Dempsey (dargestellt von Betty Grable): 

Schatze Page: Wenn du eine Maus fangen willst, stellst du eine Mausefalle auf. Gut, wir haben also eine Bärenfalle aufgestellt. Jetzt muss nur noch einer von uns einen Bären fangen.
Loco Dempsey: Du meinst, ihn heiraten?
Schatze Page: Wenn du ihn nicht heiratest, hast du ihn nicht gefangen, er hat dich gefangen.  


F wie Filme. Filme lieben Golddigger als Protagonistinnen! Hier eine subjektive Top-Five:

1. »Breakfast at Tiffany’s« (mit dem schicksten Golddigger aller Zeiten, Audrey Hepburn aka Holly Golightly)
2. »The Big Lebowski« (scheinbar ein Subplot, aber ohne den trashigen Golddigger Bunny Lebowski gäbe es The Dude nicht)
3. »Blondinen bevorzugt« (siehe auch → Lee, Lorelei)
4. »Heartbreakers«, mit Sigourney Weaver und Jennifer Love Hewitt als golddiggendes Mutter-Tochter-Duo
5. »Wie angelt man sich einen Millionär?«, mit Marilyn Monroe, Lauren Bacall und Betty Grable


G wie Gender Gap. Golddigging ist einer der wenigen Karrierezweige, in dem Frauen einen Vorteil gegenüber Männern haben, besser aufgestellt sind und besser verdienen. Doch natürlich gibt es auch männliche Golddigger, und Grüße gehen raus unter anderem an Casper Judd (bekam angeblich fünfzehn Millionen US-Dollar für acht Monate Ehe mit Jennifer Lopez) und den Verwaltungsbeamten Alfonso Díez Carabantes, der die reichste Frau Spaniens, geschätztes Vermögen drei Komma sechs Milliarden Euro, heiratete. Er war damals sechzig, Cayetana Fitz-James Stuart, die Herzogin von Alba, war fünfundachtzig. Sie starb drei Jahre später.


H wie Hopkins Joyce, Peggy. Peggy Hopkins Joyce (1893–1957) war die allererste Golddiggerin, und was für eine! (Mindestens) sechsmal verheiratet, mit mehreren Millionären und einem Grafen, hatte Joyce kein erkennbares Talent außer der Selbstvermarktung. Peggy wollte unbedingt berühmt sein, gab ständig Interviews, spielte in Filmen mit und war dauernd in der Klatschpresse. Einer ihrer krassesten Moves: In ihrer Hochzeitsnacht mit ihrem dritten Mann, Stanley Joyce, schloss sie sich im Bad ein und wollte erst dann herauskommen und mit ihm → Sex haben, wenn er ihr einen Scheck über eine halbe Million Dollar ausgestellt hatte. Was er tat! Dann, in der ersten Woche der Ehe, gab sie noch einmal eine Million Dollar beim Shopping aus. 


I wie Investition. Und zwar seitens der Golddigger. Ja, auch dieser hat Kosten, denn ein Golddigger entspricht häufig (nicht immer) einem gängigen heteronormativen Schönheitsideal, das man heutzutage dank ästhetischer Chirurgie erreichen kann. Brüste, Nase, Haarfarbe, Lippenform: Alles lässt sich richten, doch man sollte aufpassen, denn wenn es zu viel ist, passt es nicht in das Konzept von → Quiet Luxury


J wie Jagdrevier. Charity-Galas, Kunstauktionen und Golfplätze sind die erwartbaren Jagdreviere. Doch Melania Trump lernte Donald auf einer Fashion-Week-Party kennen, Simone Reiländer den »Mörtel« im Baumarkt, und auch das gemeine Büro ist keine so blöde Anlaufstelle, siehe PA, ehemals Vorzimmerdame. Man muss die Augen und Ohren überall offenhalten!


K wie Kinder. Gemeinsame Kinder garantieren, bis sie volljährig sind, einen Unterhalt. Oder um es mit → Ye zu sagen: »Eighteen years, eighteen years, she got one of your kids, got you for eighteen years.« – Kanye West, »Gold Digger«


Lee, Lorelei. Die Blaupause für Golddigger. Marilyn Monroe spielt in »Blondinen bevorzugt« die Protagonistin der Geschichte, die das Klischee der »dummen Blondine« verkörpert. Hinter ihrem dümmlichen Getue und materialistischen Äußeren verbirgt sich eine aber eine raffinierte Frau, die Männer zu ihrem Vorteil manipuliert. Außerdem kommuniziert sie ihre Absichten offen, und so gilt Lorelei Lee als selbstbestimmte Frau. Für ihre Zeit war sie bahnbrechend. François Truffaut meinte über den Film: »Das ist alles andere als zynische und liebenswürdige Unterhaltung: Es ist ein böses, intelligentes und unerbittliches Werk.«


M wie Motto. »’Cause the boy with the cold hard cash is always Mr. Right.« – Madonna, »Material Girl«


N wie NDA. Die Verschwiegenheitsklausel (Non-disclosure agreement) ist häufig Bestandteil von Scheidungsverhandlungen.


O wie Online-Dating. Seiten wie millionairematch.com, elitecupid.com oder lemonswan.de versprechen Sugardaddys (und -mummys) als Dates. Siehe auch → Jagdrevier


P wie Plan. Man wäre gut beraten, einen zu haben! Es gibt sogar Literatur und Ratgeber (»Es geht nicht nur um Prada und Privatjets, sondern auch um Proust und Picasso«) oder aber man kann studieren, wie es einige → Vorbilder angestellt haben.


Q wie Quiet Luxury. Könnte der entscheidende Hinweis sein, ob es sich um einen Millionär (eher laut und trashy) oder einen Milliardär handelt. Quiet Luxury: stiller Luxus, keine Logos, eher subtil als pompös und ausschließlich an der herausragenden Qualität festzustellen. 


R wie Rubicondi, Rossano. Ein Golddigger, der einen Golddigger heiratete: Rossano Rubicondi heiratete die vierundzwanzig Jahre ältere Ivana Trump, die wiederum als Golddigger galt, weil sie sich Donald Trump geschnappt hatte. (»Don’t get mad, darling. Get everything.«) Donald richtete übrigens die Hochzeit zwischen Rossano und Ivana für geschätzte dreihundert Millionen US-Dollar aus. Acht Monate später waren sie geschieden.


S wie Sex. Die eine Partei hat Geld. Und die andere? Vielleicht Jugend, Schönheit, wahrscheinlich gewisse Trophy-Wife-Qualitäten, doch die Währung ist und bleibt: Sex. Darum geht’s. Siehe auch → Transaktion


T wie Transaktion. Wer für Geld heiratet, wird jeden Cent verdienen müssen, heißt es. Umsonst ist das süße Leben nicht, siehe auch → Sex.


U wie Unterhalt. Eigentlich will man bei einer Scheidung eine Abfindung, aber Unterhalt (oder eine Kombination aus beiden) geht auch, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind. Ivana Trump bekam nach ihrer Ehe mit Donald Trump sechshundertfünfzigtausend Dollar pro Jahr, bis alle ihre Kinder achtzehn Jahre wurden.


V wie Vorbilder. In keiner bestimmten Reihenfolge: Slavica Ecclestone, Lauren Sánchez, Anna Nicole Smith, Heather Mills, Ivana Trump, Noor Alfallah. Wer? Nun, Letztere datete, als sie dreiundzwanzig war, den achtundachtzigjährigen Clint Eastwood. Ein Jahr zuvor schon Mick Jagger, damals vierundsiebzig. Und mit achtundzwanzig kam sie mit Al Pacino zusammen, der da zweiundachtzig war, und wurde prompt schwanger. Siehe auch → Altersunterschied → Kinder → Unterhalt


W wie Wertesystem. Besteht aus den drei Eckpfeilern Kapitalismus, Ehrgeiz und Geldgier.


X wie X,Y, Aktenzeichen. Und dann gibt es jene, die das Golddigging auf ein kriminelles Level heben: die sogenannten Heiratschwindler:innen. Ob Otto F., der 1967 mit dreiundvierzigtausend Mark verschwand, oder Silke H., die sich 2006 als Pferdehändlerin ausgab und so von ihrem Lebenspartner vierhunderttausend Euro erschwindelte.


Y wie Ye. 2005, als Ye noch Kanye West hieß, brachte er den Song »Gold Digger«heraus:

»Now, I ain’t sayin’ she a gold digger, but she ain’t messin’ with no broke n****«


Z wie Zeitgeist. Golddigging wird nie out sein. Zum Thema #golddigger gibt es momentan auf Tiktok mehr als neunundzwanzig Millionen Videos.

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