1. BOTOXSPRITZE

Mittels Nervengiften, die wir uns freiwillig unter die Haut spritzen lassen, bestimmen wir, welchen Gesichtsausdruck wir offenbaren – oder vielmehr, welchen nicht. Sorgen, Ärger, Lachfalten und eine Denkerstirn können wir auf diese Weise optisch verschwinden lassen. Wobei man sich in manchen Fällen fragen darf, wer da noch über wen die Macht ausübt: der Patient über das Altern oder das Gift über den Patienten. Nicht ohne Grund sprechen Verabreicher solcher Faltenlahmleger auch von einer Droge.

2. WEISSER SNEAKER

Was hat es mit den immer frisch gekauft aussehenden, neuschneeweißen Turnschuhen auf sich, die manche scheinbar das ganze Jahr über tragen? An die extrem limitierten Sneakertrophäen kommt man jedenfalls nur mit guten Kontakten, ganz viel Glück und nicht zuletzt genügend Geld heran. Damit die Investition lupenrein bleibt, benötigt man unbedingt auch eine präzisere Wetter-App und leistungsfähigere Sneaker-Schmutzradierer als jene, die unsereinem zur Verfügung stehen. Die immer strahlenden Sneaker sind so etwas wie die überlangen, sich bereits kräuselnden Fingernägel des kaiserlichen Chinas: Der Träger demonstriert damit, dass er keinesfalls vorhat, sich bei irgendwas die Hände schmutzig zu machen.

3. TRILLERPFEIFE

Sie kann ganze Nationen zum Weinen bringen, Fußballspieler wie Erling Haaland komplett ausflippen lassen, Ronaldo dafür in die Schranken weisen. Wer über sie verfügt, bestimmt über Ruhm und Niederlage. Kein Wunder, dass Dreijährige, denen die Gehälter der anderen Männer auf dem Platz noch unbekannt sind, vor allem Schiedsrichter:in werden wollen. Doch wehe, sie verfügen irgendwann tatsächlich über so ein Instrument – schließlich sollten An- und Abpfiff streng unter der Maßgabe der Unparteilichkeit getätigt werden.

4. YACHT

Die Tragödien dieses Sommers haben gezeigt, dass auch Yachtbesitzer leicht die Kontrolle über ihr Leben verlieren können. Wer zerstört jetzt eigentlich zuvörderst wen: die Yachten das Klima oder das Klima die Yachten? Vielleicht haben Schauspieler und Klimaaktivist Leonardo DiCaprio sowie Amazon-Gründer Jeff Bezos genau diese Frage auf Bezos’ Megayacht diskutiert, auf deren Deck
DiCaprio vor Kurzem gesichtet wurde? Fraglich muss bleiben, ob er bei dem 485-Millionen-Dollar-Schwanzvergleich mithalten konnte. Sollten die Maschinen der »Koru« mal ausfallen, zum Beispiel bei der Kollision mit einem Eisberg, könnte der Luxus-Schoner immerhin noch per Windantrieb davonsegeln.

5. GOLDUHR

Armbanduhr war gestern, im High-End-Segment heißen die Zeitmesser »Chronographen«. Vergiss künstliche Verknappung. So eine goldene Uhr muss man sich schlicht leisten können … zu tragen. Bedingung dafür: entweder die väterliche Dönerbude zu einer Kette ausgebaut haben oder in einem Ausmaß über finanzielle Mittel verfügen wie etwa Comedian Felix Lobrecht (»Laut meiner Rolex ist es kurz nach bei mir läuft’s«). In der Netflix-Serie »Kaos« trägt Schauspieler Jeff Goldblum sie aktuell in seiner Rolle als Zeus. Dort schenkte ihm Herkules den Glücksbringer – göttlich.

6. SIEBTRÄGERKAFFEEMASCHINE

Die muss man erst einmal bedienen können. Und all das Know-how, das in den Kauf und in die regelmäßige Feinjustierung fließt! Mit einer solchen Luxuskaffeemaschine ergeben sich dann auf jeden Fall viel bessere Chancen auf dem Singlemarkt. Schließlich weiß hier jemand, was gut ist, und zeigt, dass er oder sie bereit ist, dafür einiges zu unternehmen. Kaffeekapseln sind demgegenüber wohl eher was für Motoryachten.

7. SIEGELRING

Ich bin geboren, also bin ich. Der einstige Stempelsiegel in Form eines Rings ist eine geradezu absolute Machtdemonstration. Denn hier wird gezeigt, was sich andere nicht einmal erarbeiten können: ein vor vielen Generationen ausgedachtes Familienwappen, mit dem man es dem Adel nachtun wollte. Angeblich soll die auf den Siegeln abgebildete Flora und Fauna für besondere Tugenden wie Stärke (Bär, Löwe), Barmherzigkeit (Granatapfel) oder Demut (Esel) stehen. Blickt man auf das, was von den Wachs auf Briefumschläge tropfenden Geschlechtern immer mal wieder nach außen dringt, muss die Frage erlaubt sein, wie gut sich solche Behauptungen selbst erfüllen. »Barmherzig wie ein Granatapfel« hat sich als Sprichwort zumindest bis heute nicht durchgesetzt.

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