Free Willy
Ein fabelhaftes Tagebuch von Christian Gottwalt
K Jul Quanouai
Ein fabelhaftes Tagebuch von Christian Gottwalt
K Jul Quanouai
Keine Ahnung, wie oft ich mir schon vorgenommen habe, ein Tagebuch zu schreiben. Ich habe sogar ein paarmal eines angefangen, aber weiter als zwei oder drei Seiten bin ich nie gekommen. Aber diesmal muss es klappen. Weil, ich kann es selbst kaum fassen: Hollywood hat angerufen. Sie wollen einen Spielfilm drehen, mit mir in der Hauptrolle. Der Film spielt in einem heruntergekommenen Aquarium. Wenn ich mich hier so umschaue: Das passt schon mal. Die Story geht so: Ein Junge und ein Schwertwal werden Freunde. Und dann befreit der Junge den Wal, sodass er zurück in den Ozean kann, wo er herkommt. Schöne Geschichte, oder? Ich bin gespannt und aufgeregt!
Heute sind die ersten Leute vom Film angekommen. Sie bauen hier alles um. Mich stört das nicht weiter. Auch meine Menschen stört es nicht. Es war schon länger geplant, das Aquarium in dem Vergnügungspark zu renovieren. Meine Menschen dachten, dann bin ich wenigstens mit dem Film beschäftigt, wenn schon kein Publikum da ist und mir zuschaut. Sie wollten nicht, dass ich mich langweile. Ist das nicht lieb, wie viele Gedanken sie sich machen? Ganz anders als die Leute in Kanada, in meinem ersten Aquarium. Ich sage jedem Meerestier, dem ich begegne: Gehe bloß nicht ins Marineland Ontario! Das ist ein übler Laden. In Kanada gab es zwar noch andere Orcas, aber die waren fies zu mir. Sie haben zusammengehalten und mich nicht mitschwimmen lassen. Wenn ich mich ihnen näherte, wurden sie gewalttätig. Ich war noch jung, gerade drei Jahre alt, und konnte mich nicht wehren. Außerdem hatte ich andere Probleme, frisch getrennt von meiner Mama. Hier in Mexiko bin ich der einzige Orca. Aber ich bin nicht allein, denn in meinem Becken schwimmt noch Richie. Den habe ich richtig gern. Wir verstehen uns gut, obwohl ein Delfin wie er sogar ein Beutetier für mich sein könnte, draußen im Ozean, wenn ich richtig Hunger hätte. Zum Glück kriege ich hier immer genug zu fressen.
Wegen der ganzen Aufregung mit dem Filmdreh kam ich wieder nicht dazu, mein Tagebuch zu schreiben. Also, das Spannendste ist Jason. Oder Jesse, wie er im Film heißt. In einer Szene sollte er meine Zunge kraulen. Zum Glück musste die Szene oft wiederholt werden. So was hat noch kein Mensch mit mir gemacht. Was für ein süßer Junge. Jason hat erzählt, dass sich die Filmleute viertausend Kinder angeschaut haben, bevor sie ihn ausgewählt haben. Ich wurde nicht ausgewählt, denn es gab keinen anderen Orca, der die Rolle hätte spielen können. Der Chef meines Aquariums war nämlich der Einzige, der zu der Filmfirma ja gesagt hat. Angeblich hat er vorher nicht mal das Drehbuch gelesen. Ihn interessierte bloß der Vertrag und die Zahl hinter dem Dollarzeichen. Hollywood zahlt Dollars, keine Pesos!
Gestern hatte »Free Willy« Premiere. Ich hätte ihn ja gern gesehen. Aber ein Wal im Kino? Meine Menschen erzählen, dass er den Zuschauern gefallen hat.
Eine Reporterin vom berühmten Life Magazin hat geschrieben, wie schlecht es mir in Mexiko-Stadt geht. Stimmt, wir sind hier schon sehr weit vom Ozean entfernt. Die Luft ist dünn und staubig, das Wasser viel zu warm. Meinen Pool hat sie als Klärgrube bezeichnet. Die Überschrift lautete: »Kann bitte jemand diesen Wal retten?« Jedenfalls hat die Filmfirma in Hollywood seither keine ruhige Minute mehr. Weil die ganzen Kinder, die im Kino gesehen haben, wie ich in die Freiheit springe, nun wissen, dass ich in Wirklichkeit gar nicht frei bin, sondern weiter in diesem schrabbligen Aquarium schwimme. Und entsprechend traurig sind. Und weinende Kinder sind sehr schlecht fürs Geschäft. Hätte man sich ja vorher denken können. Jedenfalls gibt es jetzt eine Hilfsorganisation, ganz allein für mich. Mit Spenden von Kindern aus der ganzen Welt. Sogar die Filmfirma hat zwei Millionen Dollar gespendet. Na ja, sie hat auch hundertfünfzig Millionen mit dem Film eingenommen. Und so wurde aus »Free Willy« nun die »Free Willy Keiko Foundation«. Keiko ist der Name, den die Menschen mir gegeben haben, das muss ich mir immer wieder sagen. Wie ich wohl in Wirklichkeit heiße? Mit welchen Klängen mich Mama gerufen hat? Ich weiß nicht, wie ich in Wahrheit heiße. Ich kann mich nicht erinnern.
Ich bin jetzt der berühmteste Wal der Welt. Sagen meine Menschen. Aber mein Leben hat sich gar nicht verändert. Woran sollte ich diese Berühmtheit bemerken? Die Zuschauerplätze rund um meinen Pool sind alle belegt, aber das war schon immer so. Die Menschen lachen, jubeln, schreien, wenn ich meine Kunststücke mache. Auch das war schon immer so.
Der Boss von meinem Aquarium zeigt sich gerade von seiner besten Seite. Erst hat er mich an die Free Willy Keiko Foundation gespendet. Und jetzt schmeißt er noch eine große Abschiedsparty für mich. All meine Freunde sind da, alle Betreuer, alle Trainer, auch die von früher. Meine ganze große Menschenfamilie, mein Pod, meine Gruppe, meine Walschule, wie auch immer man das unter Menschen nennt. Dreißig Walmenschen sind da und alle schwimmen mit mir im Wasser. Ich hatte einen Riesenspaß, weil ich keine Sekunde daran dachte, dass dies meine Abschiedsparty war. Jetzt, wo ich es aufschreibe und es mir bewusst wird, muss ich dann doch weinen.
Sie packen mich in eine Spezialtrage und bestreuen mich mit Eis. Als ich diesen Trick mit meinen Trainern geübt hatte, klappte alles gut. Aber heute, wo es ernst wurde, weil irgendwo ein Flugzeug wartete, mussten sie mich in die Trage schieben, weil ich mich alleine nicht getraut hätte. Dann schmierten sie mich mit Bodylotion ein, um meine Haut feucht zu halten. Danach ging es in einem Lastwagen quer durch die Stadt. Ich hab die Menschen nicht gesehen, aber ich habe sie gehört: wie sie meinen Namen gerufen haben, wie sie geweint haben und gesungen und geklagt! Es müssen zehntausende gewesen sein, die am Straßenrand standen und auf mich gewartet haben. Du bist ein verdammter Nationalheld, hat einer gesagt. Am Flughafen war ein Flugzeug, in dem normalerweise Päckchen transportiert werden. Ich hörte das Ziel des Fluges: Oregon. Vierzehn Stunden dauerte der Transport insgesamt. Vierzehn Stunden, in denen ich ruhig bleiben musste, nicht in Panik geraten durfte. Keinesfalls! Keine Fluchtreaktion, stattdessen Vertrauen. Vertrauen zu meinen Menschen. Wir hatten das geübt.
Was für ein Becken! Es fühlt sich riesig an. Ich kann jetzt tauchen! Und mich aufrecht hineinstellen! Und vielleicht sogar aus dem Wasser springen. Und das Wasser erst, wie es schmeckt! Das ist echtes Meerwasser, nicht Schwimmbadwasser, wo sie säckeweise Salz reingeschüttet haben wie in Mexiko. Und das Wasser ist kalt, richtig kalt. Von dem warmen Wasser in Mexiko habe ich meinen Ausschlag an den Flossen bekommen, sagt einer meiner Tierärzte. Wegen der Warzen an den Flossen wollte mich auch kein anderes Aquarium nehmen. Alle fürchteten, dass das Virus ansteckend ist. Deswegen mussten sie ein neues Becken bauen, ganz für mich alleine. Aber Geld ist genügend da, seit die Frau eines Cellphone-Milliardärs sich in mich verliebt hat. Jedenfalls kümmern sich jetzt fünfundzwanzig Menschen um mich. Sie wollen mich aufpäppeln, sagen sie. Ich hörte einen meiner Pfleger sagen, dass ich aussähe wie ein großer Wurm. Ich bin in Mexiko so dünn geworden, dass sich hinter meinem Kopf eine Kuhle gebildet hat. Es sieht aus, als hätte ich einen Hals. Und ein Hals ist etwas, das ein Orca nun wirklich nicht haben sollte.
Ich habe noch nie in meinem Leben etwas anderes als Hering zu mir genommen. Okay, Mamas Milch natürlich. Ach, Mama, ich vermisse dich. Jedenfalls gab es heute etwas Neues: Lachs. Was! für! ein! Fisch! Eine Delikatesse. Da könnte ich mich dran gewöhnen.
Und schon wieder was Neues! Tintenfisch. Bäh. Ungenießbar! Ich habe ihn gleich wieder ausgespuckt. Ich vermute, das neue Futter hängt mit der Auswilderung zusammen. Sie wollen mich tatsächlich nach Hause bringen, zu einer Insel, die Iceland heißt. Das ist meine echte Heimat, da wurde ich 1979 gefangen. Meine Trainerin hat gesagt, dass Orcas in der Wildnis achtzig Jahre alt werden können. Ich bin jetzt zwanzig Jahre alt. Das bedeutet: Höchstwahrscheinlich lebt Mama noch. Vielleicht habe ich sogar Brüder und Schwestern. Whoa! Ich kann mich kaum beruhigen.
Neuer Rekord beim Tauchen! Meine Menschen haben gepfiffen und in die Hände geklatscht, als sie mich wieder an der Oberfläche gesehen haben. Einer meiner Menschen saß mit mir unten und blubberte künstliche Luftblasen. Mit seiner Hand machte er das Zeichen für Warten. Dreizehn Minuten lang! So lang habe ich die Luft angehalten. Viel länger schaffen das auch die wilden Orcas im Ozean nicht.
Ich habe mitbekommen, wie sich die Menschen um mich streiten. Die einen sagen, dass ich nie mehr ein wilder Orca werden kann. Weil ich nicht jagen kann. Weil ich nicht tauchen kann. Weil ich nicht verstehen werde, was die wilden Orcas zu mir sagen. Weil, weil, weil. Die anderen Menschen meinen, dass ich nach Iceland gehöre. Und dass die Kinder Geld gespendet haben, damit genau das passiert. Damit ich frei bin. Ich selbst habe gemischte Gefühle. Hier in Oregon ist doch alles okay.
Es ist entschieden! Ich fliege nach Iceland. Wie das schon klingt: Iceland. Dort wird es richtig eisig kalt sein, hurra!
Und wieder haben sie mich in ein Flugzeug geladen. Diesmal hat die US Air Force den Flug organisiert. Wir flogen von Newport auf die kleine Insel Heimaey südlich von Iceland. Unser Flugzeug trug den Namen Lockheed und wurde zweimal in der Luft aufgetankt, weil sie mir die Zwischenlandungen ersparen wollten. Bei der Landung in Iceland ist eines der Fahrwerke gebrochen. Sehr dramatisch. Vor Schreck habe ich Atemstillstände bekommen. Zum Glück waren gleich zwei Tierärzte dabei. Sie sagten, dass sich meine Atemübungen ausgezahlt haben. Finde ich auch!
Das also ist das Meer. Es schmeckt gut, es riecht gut und vor allem: Es hört sich gut an! Da waren Stimmen, eindeutig, von anderen Walen! Erst habe ich sie nur gehört, dann konnte ich sie durch die Maschen des Metallnetzes sogar sehen. Sie waren ganz schwarz und ein bisschen kleiner als ich. Ich weiß nicht, ob sie mich angesprochen oder ob sie miteinander geredet haben. Ich habe nichts verstanden. Ihr Klang war hoch und hastig. Ich habe ihnen auch etwas zugerufen, damit sie meine Stimme hören. Es kam keine Antwort.
Ich habe es gewagt! Und bin zum ersten Mal alleine im Meer geschwommen. Also ohne Begleitboot, wie ich es gelernt habe. War es eine Laune? Wie kann ich wissen, was mich treibt, was mich fortzieht, was mich lenkt? War es eine Unzufriedenheit mit meinem Drahtkäfig oder eine Sehnsucht nach dem neuen Ort? Nicht mal das weiß ich gewiss. Ich weiß nur, dass ich schwimme. Ich schwimme weiter und weiter. Und immer geradeaus. Keine Wand, die mich hindert und in eine Kreisbahn zwängt. Wie weit ist dieses Meer eigentlich? Mir scheint, es will nicht enden, nirgends.
Das Geld ist alle. Eine Firma von dem Mann, der bisher alles bezahlt hat, ist pleite gegangen. Sie sagen, in seiner Börse ist eine große Luftblase geplatzt. Das Projekt soll weitergehen, aber kleiner, mit Spendengeld von Walfreunden.
Ob ich meine Mutter erkennen würde? Meinen Bruder, meine Schwester? Würde ich Laute hören, die mich an früher erinnerten? Ich weiß es nicht, bisher hörte, roch und spürte ich nichts Vertrautes. Da war nur Furcht. Panik. Da war eine Mutter mit ihre Kälbern. Da waren andere Männchen, alles dicht an dicht. Ich bekam Panik und etwas Seltsames: Atemnot unter Wasser. Zurück zum Boot, zu meinen Menschen. Die erzählten mir, dass im Hafen dasselbe Schiff lag, das die Menschen fuhren, die mich 1979 entführt haben. An das Ereignis kann ich mich nicht erinnern, aber es gibt ein Video von einem ähnlichen Ereignis: wie ein Kalb gefesselt wird und wie seine Familie Flosse an Flosse im flachen Hafenbecken liegt und der Entführung zusehen muss. So wird’s auch bei mir gewesen sein.
Heute habe ich wilde Orcas aus nächster Nähe erlebt. Mehrere Walschulen feierten eine Walparty. Ich schwamm am Rande, mit dem festen Entschluss, nicht in Panik zu geraten. Wenn sie tauchen, schwimme ich oben. Wenn ich tauche, holen sie Luft. Aber ich folge ihnen, schwimme hinterher, schwimme durch sie hindurch. Plötzlich ein Stich in meinem Herzen: Ist das etwa Mama? Sie erkennt mich nicht. Sie kümmert sich um ihre beiden Söhne. Die sind etwas jünger als ich, genau im richtigen Alter, um meine Brüder sein zu können. Mama, bist du das? Ich rufe, ich singe, ich schicke Klicks, wie sie es tun. Aber es kommt keine Antwort. Sie verstehen mich nicht.
Heute Nacht war ein heftiger Sturm und die Walschule hat sich in Bewegung gesetzt. Ich hoffe, ich glaube, nein, ich bin überzeugt davon, dass da vorne Mama schwimmt. Ich folge der Gruppe, in sicherem Abstand. Meine Menschen können mir nicht mehr folgen, sie haben nur ein Segelboot.
Ich sehe, wie sie jagen. Wie meine Familie einen Schwarm Heringe zusammentreibt und sie dann futtern, bis alle satt sind. Auch ich habe mich längst an lebenden Fisch gewöhnt und vertilge das, was ihnen durch die Lappen geht. Es gibt hier so viel Fisch!
Endlich Land! Endlich eine Wand! Endlich wieder Menschen! Ein Mädchen und ihr Vater begrüßen mich von einem Boot. Dann kommt auch noch ein Junge dazu. Er heißt Havard und erinnert mich an Jason, den Jungen, der mich im Film befreit hat. Ich spiele mit den Kindern und bemerke nicht, wie die anderen Orcas weiterziehen.
Tausend Meilen bin ich geschwommen, tausend verdammte Seemeilen! Das waren vierundvierzig Meilen am Tag. So rechnen es die Zeitungen vor. Nicht schlecht, oder, alter Fettsack? Aber die ersten Zeitungsberichte über die Begegnung mit dem Jungen haben halt auch einen Menschenansturm ausgelöst. Mir wird das alles zu viel. Fünfzig, sechzig Boote, Touristen, Fotografen. Was wollen die nur alle von mir? Lasst mich doch einfach mal in Ruhe! Ich werde noch zum Killerwal. Ich habe gehört, dass manche wilden Orcas kleine Boote angreifen und zum Kentern bringen. Verstehe gerade sehr gut, wieso sie das tun.
Habe lange nicht in mein Tagebuch schreiben können. Aber es ist auch nicht viel passiert. Alltag halt. Ein ruhiger Sommer in Norwegen. Gleich um die Ecke gibt es eine Lachsfarm. Da schwimme ich gerne hin, auch wenn die Lachsfarmer mich dort nicht gern sehen.
Hier passiert so wenig. Seit meiner langen Reise mit den wilden Orcas ist kein anderer Schwertwal mehr aufgetaucht. Auch die Walin, die vielleicht meine Mama war, ist nicht wieder aufgetaucht. Ich schwimme jeden Tag ins offene Meer, hole Fisch und suche nach ihnen. In der Einsamkeit wird mir klar, dass ich weder Fisch noch Fleisch bin, weder Wal noch Mensch. Ich bin irgendwas dazwischen, eine Mischgeburt. Und ein Einzelgänger. Selbst meine menschlichen Freunde halten jetzt Abstand zu mir. Auf einem Schiff habe ich Colin gesehen, wie er telefoniert hat und wie er sich versteckt hat, als er mich sah. Wieso tut er das? Hat das auch mit der Auswilderung zu tun? Ach Colin, du und Tobba, ihr seid doch meine Familie. Ihr seid mein Pod, meine Schule, meine Familie. Ihr seid wie Wale für mich.
Mir geht es nicht besonders. Seit Tagen schon fällt mir das Schwimmen schwer und auch das Atmen. Jeder Luftzug ist so mühsam wie in den Flugzeugen. Ich schnaufe so flach, wie ich im Meer liege, lasse mich treiben. An Tieftauchen ist nicht zu denken. Manchen Atemzug begleitet ein Röcheln, das sogar für Menschen unüberhörbar ist. Ich sehe die Sorge in den Augen der lieben Tobba. Der Hering, den sie mir gebracht hat, treibt an mir vorbei. Ich öffne das Maul und schließe es wieder. Nur um sie nicht zu enttäuschen. Ich weiß ja, sie meint es gut.
Am 12. Dezember 2003 um 17 Uhr wurde Keikos Kadaver an die Küste der Bucht von Taknes gespült. Er war an einer Lungenentzündung erkrankt. Behandlungsversuche mit Antibiotika schlugen fehl, auch weil Colin Baird, Keikos fachkundiger Tierpfleger, gerade im Urlaub war. Thorbjörg »Tobba« Kristjánsdóttir, seine letzte Pflegerin, fand den Wal zusammen mit einem Techniker des Projekts. Um Keiko vor der Weltpresse und Souvenirjägern zu schützen, organisierten sie umgehend einen Traktor, der am Ufer ein sieben Meter langes Grab für ihn aushob. In der auf die Beisetzung folgenden Nacht fiel Schnee, sodass am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen war. Ein Hügel aus Steinen, von Besuchern gesammelt und mit Abschiedsgrüßen beschriftet, erinnert noch heute an ihn.