THAILAND
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BANGKOK
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HONGKONG
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TOKIO
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KIEW
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MADRID
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Historisch ist Deutschland ein Auswanderungsland. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ob sie im Glauben und der Religion verankert waren, es sich um politische Gegner:innen, Verfolgte oder »Wirtschaftsflüchtlinge« handelte, es das Ergebnis von Wanderbewegungen der Incels ist, die in der Hoffnung auf ein Ende des unfreiwilligen Zölibats aufbrachen, oder es klimaflüchtige Rentner:innen, deutsche Siedler:innen aus der Kolonialzeit oder missionarische Aussteiger:innen sind, die sich unter Palmen legen, um sich von Kokosnüssen zu ernähren, sie alle teilen sich dabei eines: Dort, wo sie sich niederlassen, richtet sich mit ihnen auch ein Stück weit das vermeintlich Deutsche ein, das sie unweigerlich im Schlepptau führen. Das Bratwurstfest in New Braunfels (Texas), die Biergärten in Swakopmund an der namibischen Atlantikküste, dem »südlichsten Nordseebad«, und ein Oktoberfest im brasilianischen Blumenau gehören dabei zu den spektakulärsten Blüten mit deutschem Migrationshintergrund. Das fortlaufende Projekt »The Germans« sucht die Spuren aber auch abseits davon, im Alltäglichen und scheinbar Trivialen.

Exportgut Heimat

In Koffern, in Liedern, Rezepten, Erinnerungen werden Heimatbilder in Konserven exportiert und leben über Ozeane, Grenzen und Jahrzehnte hinweg fort. Der Fotograf und Künstler Martin Fengel folgt diesen Schatten mit seiner Kamera, dorthin, wo sich das Vertraute neu zusammensetzt: Fachwerk aus Klebeband auf Spanplatten, Weißbier unter Palmen, Gemütlichkeit als tropisches Konzept. Derlei Kuriositäten mögen salopp klingen, sie bergen aber tiefe Einblicke. Zwischen Ironie und Zärtlichkeit zeigen seine Bilder, wie sich das »Deutsche« im Exil verwandelt – als Echo, als Ornament, als Missverständnis. Dieses Deutsche, wo immer es auftritt, bleibt nie ganz dasselbe – es wandelt sich, mischt sich, verliert sich, findet sich wieder. Und vielleicht liegt genau darin eine Erkenntnis: dass Zugehörigkeit nichts Starres ist, sondern ein Zustand in Bewegung. Wer geht, nimmt etwas mit. Wer ankommt, bringt etwas Neues. Und in diesem ständigen Austausch entsteht, fern der Heimat, ein anderes Bild von ihr – flüchtig, vielstimmig, oft auffallend bayerisch geprägt, ungeachtet ob die Herrschaften aus Mainz oder Görlitz stammen. Die deutsche Geschichte – und die Flucht vor ihr – führte zwangsläufig dazu, dass sich dabei nicht nur die Hochkultur, das Brauereiwesen und die deutsche Ingenieurskunst im Exil entfalteten. Die Zeiten, in denen man im Stadtbild von Buenos Aires die Hakenkreuze nicht übersehen, oder, wie nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, Josef Mengele dort verschwinden konnte, sind nicht vergessen. Obgleich das nicht das Hauptaugenmerk des Projekts ist, versucht »The Germans« auf einer Metaebene zu verdeutlichen, dass in der Vergangenheit auch hierzulande Leute wegen Armut und Krieg die Flucht antreten mussten. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft mit zuweilen fremdenfeindlichen Klimazonen will es damit zu mehr Verständnis und Menschlichkeit anregen. Im Stadtbild. Am Stammtisch. In der Politik. Gerade jetzt, in den Nachbeben der größten Einwanderungswellen seit dem Zweiten Weltkrieg schadet es nämlich überhaupt nicht, daran zu erinnern: Es könnte jeden treffen. Somit durchbricht das Projekt auch Vorurteile und Ressentiments – es dreht das Thema Flucht um und spiegelt es auf Deutsche.

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